Das Thema Ratten sorgt erneut für Diskussionen in unserer Kleingartenanlage. Während einige befürchten, dass sich die Nager unkontrolliert vermehren, glauben andere, dass sie nur vermehrt auftauchen, weil sie nicht genug Futter finden. Tatsächlich gibt es Berichte, dass Ratten gezielt gefüttert werden – eine Praxis, die das Problem nicht löst, sondern verschärft.
Ratten sind keine harmlosen Wildtiere
Ratten sind in jeder Stadt und damit auch in Kleingartenanlagen anzutreffen. Ihr verstärktes Auftreten bedeutet nicht, dass sie Hunger leiden, sondern dass sie aktiv nach Futterquellen suchen. Professor Dr. Klaus Birkhofer, Ökologe an der Universität Gießen, erklärt: „Ratten sind Opportunisten. Sie passen sich extrem gut an ihre Umwelt an und vermehren sich umso schneller, je besser die Nahrungsversorgung ist.“
Das gezielte Füttern führt also nicht zu weniger, sondern zu mehr Ratten. Laut einer Studie der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie (DGHM) kann eine gut versorgte Rattenpopulation innerhalb eines Jahres um das Zehnfache anwachsen.
Gezieltes Füttern ist keine Lösung – sondern ein Problem!
Einige glauben, dass hungrige Ratten harmloser seien als gut genährte. Doch das Gegenteil ist der Fall: Dr. Uwe Götze, Schädlingsbiologe und Autor des Buches „Stadtratten – Anpassung und Bekämpfung“, warnt: „Ratten sind lernfähig. Wenn sie regelmäßig an Futterstellen Nahrung finden, passen sie ihr Verhalten an und verlieren die natürliche Scheu vor Menschen.“
Wer also Ratten füttert, sorgt nicht nur dafür, dass sie bleiben, sondern auch, dass sie sich vermehrt in der Nähe menschlicher Siedlungen aufhalten.
Vorbeugung bleibt der beste Schutz
Die beste Möglichkeit, Ratten zu reduzieren, ist, sie gar nicht erst anzulocken. Experten empfehlen folgende Maßnahmen:
- Keine Essensreste im Garten oder Kompost entsorgen! Besonders Fleisch- und Fischreste ziehen Ratten an. (LAVES Niedersachsen)
- Keine gezielte Fütterung von Ratten! Sie sind Wildtiere und finden ausreichend Nahrung in ihrer Umgebung. (Deutsche Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie)
- Vogelfutterstellen so platzieren, dass nur Vögel das Futter erreichen. Herunterfallende Körner sind eine Einladung für Nager. (Stadt Bielefeld)
Richtiges Vorgehen bei Rattensichtungen
Nicht jede Sichtung bedeutet eine Plage. Einzelne Tiere sind normal, erst bei regelmäßigen Sichtungen an einem Ort besteht Handlungsbedarf. Professor Dr. Martin Hölzl, Schädlingsforscher am Umweltbundesamt, erklärt: „Gezielte Bekämpfungsmaßnahmen sind nur sinnvoll, wenn eine dauerhafte Ansiedlung festgestellt wird. Einzelne Sichtungen erfordern nicht zwingend eine Intervention.“
Deshalb gilt: Wer Ratten mehrfach an derselben Stelle sieht, sollte dies mit genauer Ortsangabe dem Vorstand melden, aber nicht in Panik verfallen.
Gartenordnung soll angepasst werden
Um das Problem gezielt angehen zu können, wird in der Mitgliederversammlung am 22.03.2025 eine Ergänzung zur Gartenordnung diskutiert. Diese soll dem Vorstand ermöglichen, klare Richtlinien für den Umgang mit Rattenbefall zu erarbeiten und gezielte Maßnahmen zur Bekämpfung festzulegen. Eine einheitliche Regelung soll sicherstellen, dass das Problem effizient, nachhaltig und ohne unnötige Panik gelöst wird.
Fazit: Kein Futter – keine Ratten!
Die beste Maßnahme gegen Ratten ist es, sie gar nicht erst anzulocken. Wer sie füttert, schadet der gesamten Anlage. Statt über Schädlingsbekämpfer zu diskutieren, sollten wir alle darauf achten, keine Nahrungsquellen zu bieten – dann erledigt sich das Problem oft von selbst.
Weiterführende Informationen:
- LAVES Niedersachsen: Präventivmaßnahmen gegen Rattenbefall
- Deutsche Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie (DGHM): Fakten zur Rattenbekämpfung
- Stadt Bielefeld: Merkblatt Rattenbekämpfung
Der Vorstand